Im Toten Meer kann man schwimmen, ohne schwimmen zu können

Im Toten Meer ist so viel Salz, dass Menschen dort nicht untergehen. Es wäre also problemlos möglich, beim Schwimmen eine Zeitung zu lesen.

REBECCA KRIZAK

Amman. Es gibt Urlaubsbilder, die will fast jeder machen. Das ist zum Beispiel in Italien am Schiefen Turm von Pisa der Fall. Viele Menschen stellen sich dort so hin, als würden sie den krummen Turm höchstpersönlich abstützen. Wer zum Baden ans Tote Meer reist, der hat mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Zeitung dabei. Was man damit im Meer will? Lesen natürlich!

Was ansonsten im Wasser ziemlich schwierig ist, geht im Toten Meer. Es liegt zwischen Israel, Jordanien und dem Westjordanland. Im Wasser kann man sich einfach auf den Rücken legen. Man kann im Wasser die Beine ausstrecken, sich treiben lassen und Zeitung lesen. Dabei lassen sich viele Leute fotografieren. Das Ganze fühlt sich ein bisschen wie Schweben an. Dafür verantwortlich ist das viele Salz im Wasser. Es sorgt dafür, dass wir nicht untergehen.

Denn das Salz verändert die Dichte. Normalerweise hat unser Körper eine höhere Dichte als Wasser. Deshalb sind wir im Verhältnis schwerer und gehen unter. Durch das viele Salz wird die Dichte im Toten Meer aber größer. Deswegen ploppen unsere Körper plötzlich einfach so an die Oberfläche.

Der hohe Anteil von Salz im Toten Meer hat mit der besonderen Lage zu tun. Denn das Tote Meer liegt mitten in der Wüste. Es ist heiß und trocken. Deshalb verdunstet mehr Wasser als etwa durch Regen neu dazukommt. Ein Teil des Wassers verschwindet, zurück bleiben unter anderem die Salze.Der Wasserspiegel geht zurück

Selbst wer nicht so gut in Mathe ist, müsste jetzt etwas merken: Wenn mehr Wasser verdunstet als nachkommt, dann ist das Tote Meer doch irgendwann verschwunden, oder? Genau so könnte es kommen, sagt Aadil. Er arbeitet an einem Strand in Jordanien. Sein Arbeitsplatz ist die Wasserkante. Von hier aus überwacht er die Badegäste. „Jedes Jahr rücke ich ein Stück nach vorne“, erzählt Aadil. Denn pro Jahr geht der Wasserspiegel um etwa einen Meter zurück. Früher war die Strecke vom Hotel zum Wasser so kurz, dass die Badegäste sie gelaufen sind, sagt er. Heute kommen sie mit dem Bus.

Das Wasserproblem liegt nicht nur an der Verdunstung in der Wüste. Früher kam genügend Wasser aus dem Fluss Jordan, um das Tote Meer wieder aufzufüllen. Doch mittlerweile wird sehr viel Wasser aus dem Fluss gepumpt, bevor dieser das Tote Meer erreicht. Das Wasser wird zum Beispiel für die Bewässerung der Felder gebraucht. Wissenschaftler überlegen daher schon länger, wie man das Verschwinden des Toten Meeres verhindern kann.

Eine Idee ist es, Wasser aus dem Roten Meer ins Tote Meer zu pumpen. Umweltschützer aber sagen: Das ist vielleicht keine gute Idee. Denn das Wasser ist ganz unterschiedlich zusammengesetzt. Es sei noch gar nicht genug geprüft, wie sich das Tote Meer dadurch verändern würde.

Weser Kurier – 16.09.2020

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