B2 •Von der Größe eines Elefanten

Viele Jahre nach dem Aussterben der Dinosaurier lebten riesige Faultiere auf unserer Erde

BIRK GRÜLING

So könnten sie einmal ausgesehen haben: Riesenfaultiere waren zu schwer, um auf den Bäumen zu leben. Wegen ihrer Größe hatten sie auch keine echten Fressfeinde. Ob Säbelzahntiger, Riesenbär oder Wolf – ihnen allen drohte ein ungemütliches Erlebnis, wenn es zu einer direkten Begegnung kam.
So könnten sie einmal ausgesehen haben: Riesenfaultiere waren zu schwer, um auf den Bäumen zu leben. Wegen ihrer Größe hatten sie auch keine echten Fressfeinde. Ob Säbelzahntiger, Riesenbär oder Wolf – ihnen allen drohte ein ungemütliches Erlebnis, wenn es zu einer direkten Begegnung kam.

Tübingen. Faultiere kennt man als gemütliche Tiere. Sie hängen den lieben langen Tag im dichten Geäst von Bäumen in Wäldern in Mittelamerika und Südamerika. Aber wusstest du, dass vor Tausenden von Jahren Faultiere lebten, die dafür viel zu schwer waren? Sie konnten so groß werden wie Elefanten. Deswegen nennt man sie heute auch Riesenfaultiere. Sie starben vor etwa 10.000 Jahren aus.

Der direkte Vergleich: Auf dieser Zeichnung ist das Skelett eines Riesenfaultiers zu sehen. Daneben steht ein Mensch, wodurch deutlich wird, wie enorm die Größenunterschiede sind.
DER DIREKTE VERGLEICH: Auf dieser Zeichnung ist das Skelett eines Riesenfaultiers zu sehen. Daneben steht ein Mensch, wodurch deutlich wird, wie enorm die Größenunterschiede sind

Statt in Bäumen hielten diese Riesen sich am Boden auf. Sie durchstreiften die Steppen und Wälder des amerikanischen Kontinents, mal auf vier, mal auf zwei Beinen. Die meiste Zeit des Tages waren sie mit Fressen beschäftigt.

„Um so groß zu werden, brauchten die Tiere viel Energie. Deshalb fraßen sie Gräser, trockene Sträucher und Unmengen von Blättern. Wahrscheinlich kamen so einige Hundert Kilo Grünzeug pro Tag zusammen“, erklärt Hervé Bocherens. Er ist Paläontologe und erforscht Riesenfaultiere.

Anhand von versteinerten Knochen, Zähnen und Kot untersucht er deren Lebensweise. Besonders fasziniert ihn ihre Fähigkeit zur Anpassung. Immerhin überlebten die Riesenfaultiere in fast drei Millionen Jahren einige Klimaveränderungen und fanden immer neue Lebensräume.

Ein wichtiger Grund für ihr Überleben war die Größe. „Vor knapp drei Millionen Jahren kamen immer mehr Säbelzahntiger, Wölfe und Bären von Nord- nach Südamerika. Um sich besser gegen diese Raubtiere wehren zu können, wuchsen auch die Riesenfaultiere.“

Die größten Exemplare wurden bis zu vier Meter groß. Bei Gefahr stellten sie sich auf die Hinterbeine und schlugen mit ihren langen Krallen zu. Selbst für einen Riesenbären oder eine Säbelzahnkatze konnte eine solche Begegnung ungemütlich werden.

Ohne wirkliche Feinde konnten sich die Riesenfaultiere auf dem gesamten amerikanischen Kontinent ausbreiten. Forscher entdeckten ihre versteinerten Knochen sowohl in sehr warmen als auch in sehr kalten Regionen. Das zeigt auch, dass sie überall Nahrung fanden und sich selbst mit Baumrinden und kargen Sträuchern zufrieden gaben. Doch was ließ die Riesenfaultiere trotzdem aussterben? Vermutlich gebe es dafür gleich mehrere Gründe, sagt der Forscher. Vor knapp 14.000 Jahren veränderte sich das Klima stark. Erst wurde es deutlich wärmer. Nur 2000 Jahre später kühlte es wieder deutlich ab. Diese schnellen Klimaveränderungen schwächten die Riesenfaultiere.

Ein weiterer Grund für ihr Aussterben könnte der Mensch sein. „Für die steinzeitlichen Jäger mit ihren Speeren waren die Faultiere leichte Beute, die auch noch viel Fleisch brachte“ sagt der Forscher.

Paläontologen haben sogar Spuren einer solchen Jagd im Süden des Landes USA gefunden. Ein Jäger folgte dem Faultier und lenkte es ab, anderen schlichen sich von der Seite an und warfen ihre Speere. Dagegen hatte das Riesenfaultier keine Chance. Die allermeisten Forscher gehen davon aus, dass die Riesenfaultiere vor 10.000 Jahren ausstarben. Doch stimmt das wirklich? Im brasilianischen Regenwald erzählen die Menschen seit vielen Jahrhunderten die Legende vom Mapinguari. Es soll ein gewaltiges Wesen sein, das durch den dichten Urwald wandert und ganz gewaltig stinkt. Einige wenige Forscher halten diese Legende für einen Hinweis auf überlebende Riesenfaultiere.

Echte Beweise für diese Theorie fehlen allerdings. Bisherige Expeditionen in den Amazonas-Regenwald blieben erfolglos. Das größte Problem: Das Gebiet, in dem die Mapinguari der Geschichte nach leben, ist immens groß und für Forscher nur schwer zugänglich. Dazu kommt, dass die Tiere vermutlich nachtaktiv wären. So lange also kein Lebenszeichen gefunden wird, gelten die Urzeittiere als ausgestorben und das Mapinguari als nette Geschichte.

Lange Zeit bevölkerten viele sehr große Tiere unsere Erde. In den Steppen von Südamerika graste zum Beispiel ein Gürteltier so groß wie ein Auto. Es hatte einen harten Panzer und einen keulenförmigen Schwanz. So war der gemütliche Pflanzenfresser gut gegen Raubtiere geschützt.

In den Wäldern Chinas gab es Riesenaffen, die wohl bis zu drei Meter groß werden konnten. Der bekannteste Riese ist wohl das Mammut. Es ähnelte heutigen Elefanten, hatte aber ein dickes Fell gegen die eiszeitliche Kälte. Seine Stoßzähne nutzte es auch, um damit Schnee wegzuschieben und darunter nach Pflanzen zu suchen.

In Nordamerika lebte der Riesenbiber. Er sah heutigen Bibern ähnlich, hatte aber einen schmaleren Schwanz und war mit etwa zweieinhalb Metern so groß und fast so schwer wie ein ausgewachsener Bär.

Weser Kurier 14.04.21

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