B2. Für die Schiene gemacht

Millionen Menschen steigen täglich ein und aus: Züge kennt jeder, doch wie werden sie eigentlich gebaut?

PHILIPP BRANDSTÄDTER

Berlin. In einer riesigen Halle stehen dicht an dicht Züge nebeneinander. Doch die Halle ist kein Bahnhof. Weder Fahrgäste gehen dort ein und aus, noch hört man Durchsagen. Denn die Züge fahren gar nicht. Sie werden hier zusammengebaut!

In dieser riesigen Halle werden die Züge zusammengebaut.
In dieser riesigen Halle werden die Züge zusammengebaut.

Ein einzelner Zug besteht aus vielen verschiedenen Bauteilen. Nicht alle entstehen am selben Ort. Stattdessen kommen sie aus mehreren Fabriken. An einem Ort werden schließlich alle Teile zusammengefügt. Das ist die sogenannte Endmontage-Halle.

„Die Wagenkästen werden zum Beispiel schon fertig hierher angeliefert“, sagt Silja Kollner in so einer Endmontage-Halle des Zugherstellers Stadler. Der Wagenkasten ist sozusagen die Karosserie des Zuges. Also der Teil, in den wir einsteigen und in dem wir sitzen. Der Wagenkasten besteht aus metallenen Flächen und Streben. „Sie wurden zuvor passgenau zugeschnitten, in Form gebracht und zusammengeschweißt“, erklärt die Fachfrau. Dann wurde der Kasten mit einer Farbe lackiert und schließlich zur Endmontage gebracht.

Die Wagenkästen sind allerdings noch leer. Sie müssen mit allen möglichen Dingen bestückt werden, die es in einem Zug eben so gibt: Türen und Fenster, Fußböden, Sitze und Haltestangen. Dazu jede Menge technische Gerätschaften, die Klimaanlage, die Beleuchtung, Monitore und viele Kabel. „Unsere Kunden können entscheiden, wie ihre Züge ausgestattet sein sollen“, ergänzt Silja Kollner. „Regionalbahnen haben im Gegensatz zu Straßenbahnen zum Beispiel auch Toiletten und Gepäckablagen.“

Damit ein Zug überhaupt auf Schienen fahren kann, fehlt noch eine Kleinigkeit: Räder! Die werden ebenfalls in einer anderen Fabrik gefertigt. Dort werden vier stählerne Radscheiben mit Bremsen versehen und mit Achsen verbunden. Die haben dann genau den Abstand, den Schienen bei uns haben. Die vier Räder werden mit einem Rahmen verbunden, auf dem zum Beispiel eine Federung angebracht wird. „Das Ganze nennt man das Drehgestell“, erklärt die Fachfrau.

Die fertig gebauten Drehgestelle werden dann zur Endmontage-Halle gebracht und dort etwa von einem Kran auf Schienen gestellt. Dann geschieht etwas Besonderes: die Hochzeit! So nennen es die Zugbauer, wenn ein Wagenkasten mit den Drehgestellen verbunden wird. Die Kästen werden auf die Gestelle gehoben. Dann werden sie verschraubt und verkabelt. Und fertig ist der Zug!

Das Bild zeigt Arbeiten in der Endmontage-Halle der Firma Stadler. Noch ist es im Waggon ziemlich leer. Das ändert sich aber bald.

Alle fertigen Züge werden dann von einem Fahrzeug an einen weiteren Ort gebracht. Dort wird die gesamte Technik noch einmal ganz genau überprüft. Anschließend werden die Züge an die Kunden übergeben.

Weser Kurier 28.02.21

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