Malen unter freiem Himmel

Die Künstler des Impressionismus wollten Stimmungen und Momente einfangen

STEFANIE PAUL

Stuttgart. Es ist fast so, als könnte man die Vögel zwitschern hören. Als würde man den herrlichen Duft der Blumen riechen können oder das Wasser plätschern hören. Man hat sogar fast das Gefühl, die Sonne auf der Haut zu spüren. Dabei steht man nicht mal draußen im Garten, sondern mitten in einem Museum vor einem Gemälde.

„Das Gewächshaus“ nannte Pierre-Auguste Renoir dieses Gemälde. Es wurde um 1876 fertig.
„Das Gewächshaus“ nannte Pierre-Auguste Renoir dieses Gemälde. Es wurde um 1876 fertig.

Denn manche Gemälde können genau solche Gefühle in uns erzeugen, zum Beispiel die aus einer bestimmten Kunstrichtung: dem Impressionismus. Der entstand vor etwa 150 Jahren.

„Der Impressionismus ist eine wahnsinnig positive und schöne Kunst. Er spricht alle Sinne an“, schwärmt Steffen Egle. Er arbeitet in einem großen Museum in Stuttgart, der Staatsgalerie. Dort im Bundesland Baden-Württemberg läuft eine große Ausstellung über den Impressionismus. Wegen der Corona-Krise kann man sie leider gerade nicht besuchen. Doch sobald das wieder möglich ist, kann man dort sogar einige Gemälde sehen, die vorher noch nie öffentlich ausgestellt wurden.

Der wohl berühmteste Maler dieser Kunstrichtung ist Claude Monet. Seine Bilder kennt man fast überall auf der Welt. Wenn sie heute verkauft werden, dann immer für viele Millionen Euro. Claude Monet gehörte damals zu den Begründern dieser neuen Kunstform.

Das Gemälde „Rand der Steilküste bei Pourville“ von Claude Monet. Er arbeitete 1882 daran.
Das Gemälde „Rand der Steilküste bei Pourville“ von Claude Monet. Er arbeitete 1882 daran.

Doch was machten diese Künstler anders? „Sie gingen raus in die Natur und malten an Ort und Stelle. So wollten sie Stimmungen und Eindrücke einfangen, flüchtige Momente“, erklärt Steffen Egle. Das konnte ein Sonnuntergang sein oder eine Landschaft im Herbst.

Bevor der Impressionismus entstand, malten die Künstler nach bestimmten Regeln. Dazu gingen sie nicht raus in die Natur, sondern blieben in ihrem Atelier, ihrem Arbeitsplatz. Dort malten sie immer wieder sehr ähnliche Motive, zum Beispiel Landschaften. Diese Landschaften gab es in Wirklichkeit aber oft gar nicht, sie wurden von den Malern erfunden und zusammengestellt. Das Ziel: Ein möglichst perfektes Bild!

Dieses Bild malte Camille Pissarro. Es heißt die „Die Ufer der Oise“ und entstand im Jahr 1872.
Dieses Bild malte Camille Pissarro. Es heißt die „Die Ufer der Oise“ und entstand im Jahr 1872.

Solche Gemälde brauchten oft viele Wochen Zeit, die Farbe wurde Schicht für Schicht aufgetragen und musste dann immer wieder trocknen. So viel Zeit hatten die Impressionisten nicht! Ihre Bilder entstanden innerhalb weniger Stunden oder sogar Minuten, denn so ein Sonnenuntergang dauert ja nicht ewig! „Deshalb veränderten die Maler ihre Technik“, erklärt der Fachmann. Sie warteten nun nicht mehr ab, bis der Untergrund getrocknet war, sondern machten schnell dicke Farbtupfer.

Die Farbe wurde auch nicht mehr erst aufwendig zusammengerührt, sondern kam direkt aus der Tube. So konnten die Maler bei jedem Wetter draußen malen. Egal, ob es regnete oder die Sonne schien.

Weser Kurier 08.02.21

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