Mal eben in der Zeit zurückspringen – Forscher überlegen, wie das gehen könnte
LEA RICHTMANN
Queensland. Wer kennt das nicht: kurz im Zimmer gespielt, alle Spielsachen auf dem Boden verteilt und dann einfach rausgerannt und alles so liegen gelassen. Nach einer Weile kommt man zurück und räumt auf. Im Raum können wir uns hin und her bewegen und Dinge verändern.
Mit der Zeit ist das anders! Irgendwie gehen wir da immer nur in eine Richtung. Die Zeit läuft vorwärts. Wir können also nicht entscheiden: Mist, ich habe einen Fehler in der Klassenarbeit gemacht. Ich möchte in der Zeit zurückreisen und das in Ordnung bringen. Warum können wir im Raum hin und her gehen, aber in der Zeit nicht?
„Wenn wir in der Zeit zurückgehen könnten, könnte das zu Widersprüchen führen“, erklärt die Physikerin Magdalena Zych. Sie erforscht das Thema Zeitreisen. „Denn wenn in der Klassenarbeit kein Fehler mehr ist – die Fehler haben wir ja nachträglich korrigiert –, warum kehren wir überhaupt wieder zurück? Wir reisen also zurück, um den Fehler zu korrigieren, reisen aber auch nicht zurück, weil es keinen Fehler mehr gibt. Reisen wir also zurück oder nicht? Und was wäre passiert, wenn wir uns dabei selbst treffen?“Forscher: Zeitreisen sind denkbar

Forscherinnen und Forscher beschäftigen sich schon lange mit der Frage, ob Zeitreisen möglich sein könnten. Bislang sind das nur Ideen. Einen Weg, wirklich durch die Zeit zu reisen, gibt es noch lange nicht, vielleicht auch nie. Viele Fragen sind noch offen. Manche Fachleute sagen aber: Theoretisch wäre es denkbar!
Die Forscher sprechen dabei oft von sogenannten Zeitschleifen. „In der Physik betrachten wir Zeit und Raum zusammen. Wir sprechen von der Raumzeit“, erläutert Magdalena Zych. Das hat etwas damit zu tun, dass die Zeit an verschiedenen Orten im Universum unterschiedlich schnell vergeht. Die Zeitschleifen sind eine Art Abkürzung in der Raumzeit. In der Theorie könnte man damit an Momente in der Vergangenheit oder der Zukunft gelangen.
Stellen wir uns in dieser Theorie ein Ereignis vor, zum Beispiel eine Geburtstagsparty. Die Forscherin erklärt: Erst mal müssen wir festlegen, wann und wo so ein Ereignis stattfindet. Normalerweise ist es bei einer Party so: Die Gäste kommen am Anfang, und am Ende der Feier gehen alle wieder. Mithilfe einer Zeitschleife könnten die Gäste, bevor sie gehen, wieder an den Anfang der Party springen.
In diesem Fall bleibt die Frage: Warum bekommen wir nun keine Widersprüche? Die Physikerin erklärt: „Wir müssten unsere alte Idee aufgeben, dass es immer nur eine Möglichkeit gibt.“ Das klingt alles irre kompliziert. Aber so könnte es etwa passieren, dass wir die Party anders verbringen. Die Forscher gehen aber davon aus: Am Ende nimmt alles wieder seinen Lauf. Die Party endet also zumindest wie gehabt.
Weser Kurier 12.12.20