Die schöne Kaiserin

Über Elisabeth von Österreich-Ungarn gibt es viele Geschichten – ein Museum in Köln zeigt ihre privaten Fotos

STEFANIE PAUL

Köln. Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein normales Familienfoto: Mutter, Vater, zwei Kinder, Oma, Opa und dazu noch Onkel und Tanten. Das Foto zeigt aber keine gewöhnliche Familie, sondern die des Kaisers von Österreich.

Die Aufnahme entstand im Jahr 1859 und zeigt den Kaiser Franz Josef selbst und auch seine Frau Elisabeth. Die kennen viele wohl besser unter ihrem Spitznamen: Sisi, oder auch Sissi. Als sie lebte, galt sie als eine der schönsten Frauen der Welt. Noch heute wird sie von vielen Menschen für ihre Schönheit bewundert. Auch Filme über sie wurden berühmt.

Elisabeth von Österreich-Ungarn mit Fotoalbum umgeben von ihrer Familie um 1863. „Sisi“ sammelte begeistert Fotos. 18 ihrer Alben sind nun in einer Ausstellung zu sehen.
Elisabeth von Österreich-Ungarn mit Fotoalbum umgeben von ihrer Familie um 1863. „Sisi“ sammelte begeistert Fotos. 18 ihrer Alben sind nun in einer Ausstellung zu sehen .

Dort wird Sisi oft süß, niedlich oder sogar etwas kindlich dargestellt. Aber: „Die echte Sisi hat mit der Film-Figur nichts gemeinsam“, sagt Miriam Szwast. Sie hat die Ausstellung „Sisi privat“ organisiert, die bis Februar 2021 in Köln im Museum Ludwig zu sehen ist. Coronabedingt ist das Museum derzeit allerdings bis 30. November geschlossen. Miriam Szwast weiß dennoch einiges über Sisi zu berichten. So sei die Kaiserin selbst eine scharfe Beobachterin gewesen, lernte mehrere Sprachen und las viel. Sie soll sich auch super mit den Stücken des englischen Dichters William Shakespeare ausgekannt haben.

Außerdem schrieb Sisi Gedichte. In denen konnte sie teilweise ganz schön fies werden. Zum Beispiel, wenn sie sich über andere Leute lustig machte. Deshalb entschied sie, dass die Gedichte unter Verschluss bleiben müssen. Erst viele Jahre nach ihrem Tod durften sie veröffentlicht werden.

Das oben beschriebene Familienfoto stammt jedenfalls aus den privaten Fotoalben der Kaiserin. Denn Sisi hat begeistert Fotos gesammelt. 18 ihrer Alben werden im Museum Ludwig aufbewahrt und sind nun in der Ausstellung in Köln zu sehen. „In den Alben sind insgesamt 2000 Fotos. Sisi selbst ist aber nur auf fünf Bildern zu sehen – und nur auf einem einzigen zusammen mit ihrer Familie“, verrät Miriam Szwast.

Die Kaiserin ließ sich nämlich überhaupt nicht gerne fotografieren! „Sie war menschenscheu und wollte am liebsten gar nicht erkannt werden“, erzählt die Expertin. Auf einem Foto dreht Sisi dem Fotografen zum Beispiel den Rücken zu und trägt einen Schleier vor dem Gesicht. Auf einem anderen versteckt sie ihr Gesicht sogar komplett hinter einem Fächer. Später ließ sich Sisi dann gar nicht mehr fotografieren. Nicht einmal die Ärzte durften eine Röntgen-Aufnahme von ihr machen.

Auch wenn sie von sich selbst keine Fotos machen ließ, war Sisi eine begeisterte Sammlerin. Vor rund 150 Jahren war das bei vielen Frauen sehr beliebt. So sammelte die Kaiserin beispielsweise Aufnahmen von ihren Geschwistern, ihren Hunden und ihren Freunden. Sie legte aber auch sogenannte Schönheiten-Alben an.

Dafür ließ sich Elisabeth Fotos von sehr unterschiedlichen Frauen besorgen. Das konnten Adelige sein, Schauspielerinnen oder auch völlig unbekannte Damen. Auf den Bildern sind die Frauen oft verkleidet, tragen kurze Röcke und zeigen ihre Beine. Manche haben sogar Hosen an. Das war damals richtig verwegen. Sie ließ sich sogar einen Anker tätowieren und trug oft schwarze Kleider.

„Diese Mischung zeigt, dass Sisi nicht viel von der Monarchie hielt und auf die ganzen Standesdünkel pfiff“, sagt die Fachfrau. Die Kaiserin lebte auch nicht gerne am Hof. Das war ihr dort alles viel zu streng. Sie reiste stattdessen lieber durch die Welt, was beim Volk nicht so gut ankam. Aber das war Elisabeth egal.

Weser Kurier 05.11.20

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