Im Laufe unseres Lebens sammeln wir einige Narben auf unserem Körper

STEFANIE PAUL
Mainz. Sie sind nicht besonders schön, lassen sich aber nicht vermeiden: Narben. Im Laufe unseres Lebens sammeln wir einige davon auf unserem Körper. Manche sind sogar stolz darauf. Doch nicht von jeder Verletzung bleibt eine Narbe zurück.
Wohl jeder Mensch hat eine. Sei es am Finger, weil man sich mal geschnitten hat. Am Knie, weil man mit dem Fahrrad gestürzt ist. Oder am Bauch, weil man eine Operation hatte. Jeder von uns hat Narben. Sie entstehen, wenn wir uns verletzen. Narben sind also etwas Natürliches. Doch nicht bei jeder Verletzung entsteht eine Narbe, manche Wunden verheilen spurenlos. Wie kommt das?
Es hängt mit der Art der Wunde zusammen. „Narben entstehen immer dann, wenn tiefere Hautschichten verletzt werden“, erklärt die Ärztin Eva Juchems. Unsere Haut besteht nämlich aus mehreren Schichten. Die äußerste Schicht heißt Epidermis. Wenn nur diese verletzt wird, bleibt in der Regel keine Narbe zurück. Die Haut kann problemlos neue Hautzellen aufbauen und die Wunde schließen.Wie eine Art Kleber

Anders ist es, wenn tiefere Schichten wie beispielsweise die Lederhaut verletzt werden. „Bei einer tieferen Verletzung wird die Wunde mit sogenannten Kollagenfasern gefüllt. Das ist ein sehr festes Gewebe. Man kann es sich ein bisschen wie eine Art Kleber vorstellen“, sagt die Expertin.
Mit diesen Kollagenfasern wird die Wunde von innen gefüllt und verschlossen. Das passiert ziemlich schnell, und das ist wichtig. Denn Wunden sind für unseren Körper gefährlich! Über sie können fiese Keime und andere Krankheitserreger in den Körper eindringen und Krankheiten auslösen. Deshalb müssen offene Wunden schnell verschlossen werden. Das macht unser Körper nach dem Motto: Schnelligkeit ist wichtiger als Schönheit. Tatsächlich finden die meisten Menschen Narben wohl auch hässlich.
Dass die Stelle dann anders aussieht, hat auch damit zu tun, dass die Kollagenfasern anders sind als der Rest unserer Haut. „Das neue Gewebe ist zum Beispiel weniger gut durchblutet und weniger elastisch. Deshalb spannen Narben auch oft“, erklärt Eva Juchems. Das kann sogar die Beweglichkeit einschränken. Außerdem wachsen an der Stelle keine Haare mehr, und es gibt keine Schweißdrüsen mehr. Viele Narben sehen zudem aus wie Wulste. Wenn man mit dem Finger drüberfährt, spürt man einen Hubbel auf der Haut.
Fachleute forschen deshalb daran, wie man Narben verhindern kann. Wichtig ist vor allem, dass Wunden richtig versorgt werden, damit sie gut heilen. Später können Narben mit speziellen Salben behandelt werden, manchmal auch mit Lasern. So verschwinden sie zwar nicht, aber man kann sie verändern.
Weser Kurier 25.10.20