
Weser Kurier – 23.08.2020
Von SABINE DOBEL
Garmisch-Partenkirchen. 2962 Meter. So hoch ist der höchste Berg Deutschlands: die Zugspitze. Hunderttausende Besucher kommen jedes Jahr auf den berühmten Gipfel. Eine Seilbahn bringt sie hinauf.
Die gab es noch nicht, als Josef Naus auf die Zugspitze kletterte. Er gilt als der erste Mensch auf dem Gipfel. Vor 200 Jahren, genauer gesagt am 27. August 1820, schaffte er gemeinsam mit seinem Messgehilfen Maier und dem Bergführer Johann Georg Tauschl den gefährlichen Aufstieg über Felsen und Eis.
Acht Stunden brauchten sie von einer Hütte für Hirten aus dafür. Dort hatten sie die Nacht vor dem Aufstieg verbracht – und schon die erste böse Überraschung erlebt. Denn in sein Tagebuch schrieb Josef Naus, dass er in der Hütte von derart viele Flöhen angesprungen wurde, dass er „wachend am Feuer die halbe Nacht mit Tötung derselben zubringen musste“. Keine idealen Bedingungen also für das, was noch vor ihm lag. Trotzdem ging es um vier Uhr am Morgen los.
Eigentlich sollten Naus und Maier im Auftrag des bayerischen Königs Maximilian I auf dem Gipfel etwas vermessen. Doch dann wurden sie von einem Gewitter überrascht und mussten schnell hinabklettern. „Nach fünf Minuten werden wir schon von einem Donnerwetter, mit Schauer und Schneegestöber begleitet, begrüßt und mussten unter größten Gefahren die Höhe verlassen“, schrieb Naus dazu in sein Tagebuch. So war er zwar der erste Mensch auf dem Gipfel der Zugspitze, seinen eigentlichen Auftrag konnte er allerdings nicht ausführen.
Mit der Seilbahn kommt man heute viel schneller bis zum Gipfel: Gerade mal zehn Minuten dauert die Fahrt vom Eibsee in der Kabine. Neben der neuen Seilbahn gibt es die historische Zahnradbahn und die Seilbahn auf der österreichischen Seite.
Und trotzdem versuchen immer noch Tausende Menschen den Anstieg zu Fuß. Der Gipfelsturm aus eigener Kraft erlebe mit dem Bergsport einen Boom, berichten Bergführer. Entsprechend oft muss auch die Bergwacht zu Rettungseinsätzen ausrücken.